Schulstunde wie vor 100 Jahren

In Zweierreihen aufstellen! Mädchen vorne, Jungen hinten! Ohne zu reden in die Klasse gehen! Neben den Bänken stehen bleiben! Guten Morgen Kinder! Gu-ten Mor-gen Herr Leh-rer! Hände vorzeigen! Ferkel, ab nach draußen und gründlich waschen! Gemeinsames Schulgebet, alle sprechen zusammen!  Setzen! Rücken gerade und Hände auf den Tisch nebeneinander! Wer etwas sagen will, zeigt auf und stellt sich neben die Bank! Wir beginnen mit Schönschreiben auf der Schiefertafel! Zuerst werden die Schwämmchen angefeuchtet und damit die Tafel gesäubert, auf keinen Fall mit Spucke!

Mit deutlichen und klaren Ansagen praktizierte ein Mitarbeiter des Schulmuseums in Folmhusen eine Unterrichtsstunde von vor mehr als hundert Jahren. Einiges kam den Senioren von der Pfarrei St. Jodokus Börger noch sehr bekannt vor. Allerdings waren ihre Erinnerungen an die eigene Schulzeit doch schon ein klein wenig positiver. Die deutsche Schrift und auch die Sütterlin Schrift war den meisten Besuchern dieser Schulstunde schon nicht mehr geläufig. Das Aufsagen der Einmaleinsreihe vier im Chor lief da wesentlich besser. Man konnte sich kaum vorstellen, dass in diesem engen Klassenraum bis zu 60 Kinder jeweils morgens und im Wechsel nachmittags unterrichtet wurden. Das war sicher auch nur möglich, wenn die Kinder den Anordnungen des strengen Lehrers uneingeschränkt Folge leisteten. Erschwerend kam hinzu, dass mehrere Jahrgänge in einer Klasse gleichzeitig unterrichtet wurden. Für die Museumsbesucher hatte diese Stunde natürlich einen recht humorvollen Anstrich.       Es waren sehr interessante und unterhaltsame Stunden in Folmhusen. So manche schöne und weniger schöne Erinnerung an die eigene Schulzeit wurden ins Gedächtnis gerufen.

Text/Foto: Hubert Westerhoff