Fortsetzung: Weimar – die gescheiterte Republik Destabilisierung und Hoffnung
2. August 2015
Es gab Waffen in rauen Mengen und viele Revolutiönchen, aber keine die sozialen Verhältnisse durchgreifend ändernde Revolution. Jede Eckenstehergruppe konnte sich als Arbeiter- und Soldatenrat bezeichnen, um irgendeine Amtsstube zu besetzen, als hätte der Hauptmann von Köpenick viele Nachfolger in die Welt gesetzt. Allen fehlte jedoch die Entschlossenheit und Durchschlagskraft, um die durchaus wackelige Regierung zu stürzen. In einigen Ländern kamen kurzfristig Revolutionäre an die Macht. Ihre Regierungen waren eine Mischung aus schwärmerischer Naivität, Dummheit und Brutalität. Spartakus- (Kommunisten)Aufstände in Berlin bildeten eine blutige Gefahr, wurden aber von den inzwischen herbeigeholten Freikorps gnadenlos niedergeschlagen, gipfelnd in der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. – Man muss sich fragen, ob diese und die folgenden Wirrnisse nicht bereits den Keim des Scheiterns der WR in sich trugen.
Die Abtretung vieler deutscher Gebiete an Nachbarn und vor allem der Versailler Vertrag schädigten das Selbstbewusstsein der Deutschen, deren Wirtschaft und das politische System andauernd wie ein schleichendes Gift. Hinzu kamen absurde Reparationsforderungen und eine Hyperinflation. Deutschland wurde noch stärker als im Krieg zum Hassobjekt vor allem der Franzosen, aber auch der Briten. Dies erhöhte den Hass der Deutschen auf die Sieger. Eigentlich hätten die Deutschen den Kaiser, die Kriegspolitiker und die Generalität hassen müssen – einige taten das auch -, da sie Deutschland in wilhelminischer Überheblichkeit in einen nicht gewinnbaren Krieg gegen eine vielfache Übermacht geführt hatten. Es entstanden Verschwörungstheorien, da man sich die Niederlage nicht erklären konnte. Denn bis Kriegsende hatte das deutsche Militär weit außerhalb der deutschen Grenzen gestanden (im Gegensatz zu 1945). Besonders perfide verhielt sich Ludendorff. Er hatte im Oktober 1918 zusammen mit dem Generalstab die kaiserliche Politik zum Waffenstillstand binnen kürzester Zeit aufgefordert und nach Unterzeichnung des Versailler Vertrags die Dolchstoßlegende erfunden. Sie besagte, das Heer sei unbesiegt gewesen, die Politiker hätten ihm aber einen Dolch in den Rücken gestoßen. Alle Parteien waren einander einig, dass die unvermeidliche Unterzeichnung des Versailler Vertrags niemandem zum Vorwurf gemacht werden könne. Später setzten sich viele davon ab, indem sie von Novemberverbrechern und Erfüllungspolitikern sprachen. Eigentlich hätten der Kaiser, sein Kanzler sowie Hindenburg und Ludendorff den Versailler Vertrag unterzeichnen müssen, um die Kriegsverantwortlichen auf deutscher Seite in die Pflicht zu nehmen.
Putsche und Pütschchen von links wurden von ebensolchen von rechts abgelöst (Kapp-Putsch, Marsch auf die Feldherrenhalle). Eine unvorstellbare Inflation ließ die Menschen weiter verarmen. Das Ende der Inflation 1923, die Rentenmark, die auf sehr fragwürdigem Fundament ruhte, aber die Menschen glaubten an sie, brachte eine Beruhigung im finanziellen sowie wirtschaftlichen Bereich und später eine gewisse Stabilisierung in Innen- und Außenpolitik. Die Verständigungspolitik von Stresemann und Briand, die Völkerbundaufnahme Deutschlands, das Layton-Gutachten, der Locarno-Vertrag, der Reparationenerlass 1932 u. a. m. waren durchaus geeignet, Stabilität und inneres Vertrauen in die WR zu fördern.
Fortsetzung folgt…
Text/Foto: UM