Expressionismus trifft Barock: Sonderausstellung am Schloss
17. Mai 2015Sögel – Noch bis zum 21. Juni ist mit „Johann Michael Bossard und sein expressionistisches Gesamtkunstwerk“ die erste Sonderausstellung in diesem Jahr am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth zu sehen. Sie ist zugleich der Beginn einer Reihe zum Thema Gesamtkunstwerk, die in den nächsten Jahren mit den Künstlern Karl Junker aus Lemgo und Wenzel Hablik aus Itzehoe fortgesetzt wird.
In Lüllau bei Jesteburg in der Nordheide (Landkreis Harburg) ist von 1912 bis 1950 auf 3 ha ein eimaliges Gesamtkunstwerk entstanden: die Kunststätte Bossard. Hier hat es der Künstler Johann Michael Bossard (1874 bis 1950) vermocht, die verschiedenen Künste zu einer beeindruckenden Einheit zu verschmelzen. Unterstützt wurde er dabei seit 1926 durch seine Schülerin und Ehefrau Jutta Bossard (1903 bis 1996), geb. Krull. Sie war es auch, die nach dem Tode ihres Mannes das Gesamtkunstwerk bis zur Gründung der Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard im Jahre 1996 weitestgehend unverändert bewahrte. Das Gelände ist seit dem als Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Zusammen schuf das Ehepaar weit mehr als 7.000 Kunstwerke aus allen Gattungen der Kunst. Neben klassischen Kunstwerken aus den Bereichen Malerei und Bildhauerei wurden auch die Wohn- und Arbeitsräume sowie Gebrauchsgegenstände wie Geschirr und Tischdecken künstlerisch gestaltet. Umfassend sollte das Gesamtkunstwerk bis in alle Lebensbereiche wirken. Mit der „Werbeschrift an meine Freunde“ (1925) und dem Baubeginn am Kunsttempel (1926) gab Bossard seinem Lebenswerk zudem einen geistigen Überbau. – Die Bossard-Ausstellung am Emslandmuseum gibt mit etwa 70 Objekten einen Überblick über das vielfältige künstlerische Schaffen an der Kunststätte.
Oliver Fok holt mit der Bossard-Schau seine vorhergehende Wirkungsstätte nach Clemenswerth. Er baute das Museum Kunststätte Bossard ab 1994 auf und leitete es bis 2008. Nachträglich erhielt ein unter seiner Leitung durchgeführtes Restaurierungsprojekt im Jahr 2012 als einziges deutsches Museum die Europa Nostra Medaille der Europäischen Union. Ein ausgewiesener Experte der Materie ist also vor Ort. Gelegenheit zum Gespräch mit ihm gibt es u.a. bei einer Führung durch die Ausstellung am 17. Juni um 15 Uhr.
Die Ausstellung ist zu den normalen Museumsöffnungszeiten zu besichtigen. Es gilt der reguläre Eintritt. Besitzer einer Saisonkarte haben kostenfreien Zugang.
Text: Ramona Krons / Foto: Emslandmuseum Schloss Clemenswerth