Auf der Suche nach einem besseren Leben im 19. Jahrhundert:
22. November 2014Vom Hümmling in die USA
Sögel – Der Emsländische Heimatbund hatte in das Schloss Clemenswerth geladen – und zwar sinnfällig in das Hümmlingzimmer des Pavillons Osnabrück – zur Vorstellung von Holger Lemmermanns neuem Buch „Auswanderer vom Hümmling in Amerika (1837 – 1900)“, herausgegeben vom Emsl. Heimatbund. Dessen Vorsitzender Hermann Bröring begrüßte die Runde und hielt eine kurze Laudatio auf Holger Lemmermann. Diese wurde später aufgenommen von der Sögeler Bürgermeisterin Welling und dem Werlter Samtgemeindebürgermeister Gerdes. Realisierung und Druck von dem Buch des Historikers Lemmermann wurden neben der VGH Versicherungsgruppe Hannover unterstützt von den Samtgemeinden Werlte und Sögel sowie von der Gemeinde Sögel.
Damit wurde eine anschauliche Darstellung eines Teils Hümmlinger Heimatgeschichte gefördert. Denn wenn vieles in dem Werk auch in den USA „spielt“, so stehen im Vordergrund doch die Bezüge zum Hümmling. So wie H. Lemmermann in den USA viele im wahrsten Sinn des Wortes entfernte Verwandte fand, werden viele Leser der hiesigen Region familiäre Bezüge in die USA entdecken, sofern sie sie nicht ohnehin kennen. – H. Lemmermann hat den Erfolg ebenso wie die Not der Auswanderer in den USA an namentlich genannten Einzelschicksalen entfaltet in Form von Dokumenten, persönlichen Schriften, Zeitungsberichten, eigenen Darstellungen und Bildern. H. Lemmermann zeigt, wie Auswanderer zu Wohlstand kamen, aber auch weiter Not litten oder den Tod fanden. Zudem gibt es abenteuerliche Schilderungen, wie die Flucht vor angreifenden Sioux, ebenso wie skurrile Schmunzelgeschichten, wenn in einer Zeitung berichtet wird, die Deutschen einer bestimmten Region seien zwar gute Nachbarn, man komme jedoch schwer in Kontakt mit ihnen, es sei denn, man lade sie zum Bier ein oder singe ihnen einige Zeilen von „Oh Tannenbaum“ vor. – H. Lemmermann legt ein Werk vor, das er akribisch ermittel hat. Dabei verzichtet er auf formal-wissenschaftlich exakte Zitierweise zugunsten besserer Lesbarkeit, indem er viele Textstellen mit Bildern, Zeitungsausschnitten, Karten u. a. m. belegt, die in den Text eingearbeitet sind, aber nicht den Lesefluss stören. Man kann das Buch als journalistisch, aber auch als populärwissenschaftlich bezeichnen. Es stellt sowohl ein lehrreiches als auch amüsantes und kurzweiliges Kompendium von Hümmlinger Auswandererschicksalen dar, das sich nicht ausschließlich an den Fachwissenschaftler wendet, sondern an ein breites Publikum. – Es kann in der Geschichtswerkstatt des Forums Sögel oder über den Buchhandel zum Preis von 17,40 € bezogen werden und liefert auf über 220 Seiten eine Fundgrube für jeden, der an Familien-, Nachbarschafts- und Regionalgeschichte interessiert ist. Vermutlich jeder oder fast jeder, dessen Familie im 19. Jahrhundert auf dem Hümmling lebte, wird vertraute Namen aus Verwandtschaft oder Bekanntschaft in dem Buch finden.
Text/Bild: UM