25 Jahre Mauerfall….
22. November 2014Sögel – Ich denke in diesen Tagen oft an den 9. November 1989 und wie ich ihn erlebt habe als Berliner.
25 Jahre soll das schon her sein, ich kann es kaum glauben. Es war ein grauer Novemberabend, ich sah die Fernsehnachrichten, um dann ins Bett zu gehen. Am nächsten Tag drohte die Mathe- Klassenarbeit, ein flaues Gefühl im Magen. Mit halber Aufmerksamkeit schaute ich auf die Fernsehbilder in der Hoffnung auf ein wenig Ablenkung. Die Nachricht schlug dann bei mir ein wie ein Blitz: Die Mauer an der Bornholmer Straße ist geöffnet, Tausende von Menschen aus der DDR strömen nach West- Berlin! Das zu hören und hinzufahren, um es selbst zu sehen, waren eins.
Ein ganz unwirkliches Bild in der nächtlichen Stadt: Die feuchte Novemberkälte, die späte Nacht, aber alles war voll froher, aufgeregter Menschen, teilweise schauten ihre Schlafanzüge noch unter den Mänteln hervor. Die Busse übervoll, es war fast kein Durchkommen mehr, alle wollten das erleben. Und dann an der Bornholmer Straße, am Grenzübergang.
Am Todesstreifen. Fahles Neonlicht, aber mittendrin ein Blitzlichtgewitter. In diesem hellen Licht immer wieder die gleichen Szenen: Wildfremde Menschen liegen sich in den Armen, sie singen, tanzen und freuen sich. Die Wachsoldaten sind an den Rand gedrängt, nicht mehr zu sehen in dieser farbenfrohen Szene.
Kein Schuss ist gefallen in dieser Nacht, obwohl alle menschlichen Pläne da etwas anderes vorgesehen hatten. Am nächsten Morgen waren die meisten meiner Klassenkameraden ganz verschlafen, die halbe Nacht hatten wir ja in der Stadt verbracht und nicht im Bett. Unser Mathelehrer hat die Arbeit verschoben und gesagt: „O.K., wenn die Mauer fällt, dann ist es nicht die richtige Zeit, um eine Arbeit zu schreiben!“
Dieses „Wenn die Mauer fällt“, ich habe es immer noch im Ohr, und ein wenig davon werden meine Frau und ich berichten, im Kirchencafé, jetzt, wo das alles unglaubliche 25 Jahre zurück liegt.
Text: Matthias Voss, Pastor der ev. Markus-Gemeinde Sögel