Durch die Schweiz und Frankreich
3. August 2014Sögeler pilgert auf dem Jakobsweg
Sögel – Zum dritten Mal pilgerte Richard Pomberg (63) seit seinem Ruhestand auf den klassischen Jakobswegen. Nach Spanien und Südfrankreich führte ihn in diesem Jahr sein Weg von Schwarzenburg in der Schweiz zum Genfer See und weiter bis Le Puy in Frankreich. Begeistert, um ein paar Kilo leichter und vor allem entspannt und glücklich kehrte der Sögeler Anfang Juni nach fast vier Wochen zurück. „Ich habe ein Stück vom Paradies erlebt…“ war sein Fazit.
Die Gesamtstrecke von 550 km führte ihn in die Schweiz über die Städte Fribourg, Lausanne und Genf, in Frankreich durch das Tal der Rhone und das vulkanische Zentralmassiv. Es ging bis zu einer Höhe von 1300 m. Die letzten zwei Wochen bewegte sich der Sögeler Pilger immer auf mindestens 500 m Höhe, bei angenehmen Temperaturen, Sonnenschein und leichtem Wind, eben paradiesisch. Seine Tagesstrecken waren zwischen 12 und 32 km lang, je nach Übernachtungsmöglichkeit oder persönlicher Tagesform. Durchschnittlich waren es pro Tag 23 km. Das sollte reichen, denn er sieht seinen Weg eher als Genuss- und Selbsterfahrungsweg, nicht als sportliche Herausforderung. Dazu gehörten wunderschöne Landschaften, die Freude an der Natur, die vielen Zeugnisse der christlichen Geschichte, sichtbar in vielen alten Kirchen, aber auch in kleinen Zeichen am Wegesrand.
Auch ein Einzelpilger bleibt auf dem Weg nicht allein, sondern freut sich über nette Begegnungen, das waren Pilger aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und Frankreich, aber auch eine Frau aus Südkorea und ein Ehepaar aus Kanada. Die Vielfalt macht’s! Die Übernachtungsmöglichkeiten wurden von Tag zu Tag gesucht, das funktionierte ganz unproblematisch dank der guten Pilgerführer. In der Regel waren es kleine Pilgerherbergen (gite d’etappe) oder Gästezimmer (chambre d’hote), zweimal übernachtete er auf einem Campingplatz oder auch in einem Hotel.
Ziel war in diesem Jahr die Kathedrale der Stadt Le-Puy-en-Velay, 700 m hoch gelegen mit 25.000 Einwohnern. Le Puy ist in Frankreich der wichtigste Ausgangspunkt für Pilger. Täglich brechen wohl 80 Männer und Frauen auf in Richtung Santiago, das noch ca. 1600 km entfernt ist. In der Regel beginnen sie ihren Weg in der Kathedrale mit einer Messe und dem üblichen Pilgersegen.
Für unseren Sögeler auf dem Jakobsweg hatte der Weg auch und gerade eine spirituelle Bedeutung, nämlich zum eigenen Selbst und zum Göttlichen zu finden. Wir können nur lernen, wer wir sind, wenn wir uns in die Fremde wagen, ins Ungewisse. Der Genuss wird von Tag zu Tag größer, die eigene Wahrnehmungsfähigkeit nimmt zu. Auch die Reduzierung auf das Notwendigste, was man eben tragen kann, macht alles leichter und schöner.
Allen, die selbst schon an ein solches Abenteuer gedacht haben, macht er Mut:
Es ist ein Weg in die Schönheit, in die Freude, in die Selbstvergewisserung, eben eine paradiesische Erfahrung.
Text/Foto: Richard Pomberg
Gedicht, das den inneren Weg begleitet hat:
Leichten Fußes
Ich reibe mir die Nacht aus den Augen
ich schüttle mir den Staub vom Herz
und hülle mich in dein Wort
ich mache mich auf
in das Land
das du mir zeigen willst
Ich gehe leichten Fußes
wie ein Vogel die Flügel auf dem Wind
ohne Karte
der Weg wird mich finden
Ich gehe
Hoffnung im Rücken
das Ohr am Himmel
auf den Feldern gedeihen die Gebete
Ich gehe
gesegnet mit Verbündeten
mit Erde und Engeln
Wasser Wurzeln und Wolkenblau
Sterne weicher Regen Kinderatem
Tränen und Träume
Ich gehe
Und ahne
Du gehst mit
Jacqueline Keune