Untergang von Freiheit, Menschlichkeit und Zivilisation

15. Juli 2014

Sögel – Der sechste Raum der Geschichtswerkstatt Sögel befasst sich mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, mit dem Dritten Reich. – Hitler wurde am 30.1.1933 vom Reichstag zum Kanzler gewählt. Nach dieser sogen. Machtergreifung ergingen in rasantem Tempo Vorschriften und Gesetze zur Festigung des NS-Unrechtsstaats. Der bis heute nicht eindeutig aufgeklärte Reichstagsbrand am 27.2.33 war einen Tag später Anlass für die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat. Grundrechte wurden außer Kraft gesetzt. Am 24.3.33 erfolgte das Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich, besser bekannt als Ermächtigungsgesetz. Kurz danach zerschlug man die Länder. Sie hätten eine Opposition gegen die Reichsregierung bilden können. Deutschland war zum ersten Mal ein Zentralstaat (wie später auch die DDR). Es folgte eine Vielzahl von Maßnahmen und Gesetzen zur Gleichschaltung Deutschlands mit dem Nationalsozialismus.

Im katholischen Emsland hatten die Nationalsozialisten bei weitem nicht den Zulauf wie in anderen Teilen Deutschlands. Gleichwohl errichteten die Nationalsozialisten hier bereits 1933 KZ’s. Diese passten zu den Hasstiraden mit Tötungsaufforderungen gegen Andersdenkende, die NS-Vertreter auf Versammlungen im Emsland verbreiteten. Mit massiver Propaganda versuchten die Nationalsozialisten, die Jugend einzufangen. Dies gipfelte in Sätzen, wie „Führer, dir gehören wir“. Katholische Bischöfe verhielten sich widersprüchlich von Kooperation über Anpassung bis Widerstand. Im Emsland leistete die katholische Kirche passiv-aktiven Widerstand durch Steigerung des Glaubenslebens.

Eine Überschrift in der Werkstatt lautet: Straße der SA – marschieren – strotzen – dressieren. Die Dressur ging so weit, daß Hitler als von Gott gesandt bezeichnet wurde. Er wurde oberster Gerichtsherr, sein Befehl war Gesetz. Hitler selbst stand wie ein absolutistischer Fürst – Motto: ein König kann kein Unrecht tun – über dem Gesetz. Er wurde von der Vorsehung beschützt. Seine Fast-Vergöttlichung ist in jüngerer Zeit mit dem Maokult in China zu vergleichen und steigerte vermutlich noch Hitlers Cäsarenwahn.

Ebenfalls nur mit Begriffen aus der Psychopathologie (Lehre von kranken Seelen) halbwegs erklärbar war die Besessenheit Hitlers und seiner Gefolgsleute im Kampf gegen alle, die sie für undeutsch hielten. Die Ausgrenzung von Deutschen jüdischen Glaubens begann bereits 1933. In der Werkstatt wird an Sögeler jüdischen Glaubens erinnert, die deportiert und ermordet wurden. – Es wird immer gesagt, Hitler habe die Juden umgebracht. Besser muß es heißen, er habe die Deutschen ermordet. Denn  die in Deutschland Ermordeten waren seit Menschengedenken Deutsche. Hitler hat also einen Krieg gegen das deutsche Volk geführt. – Roma, Sinti und Behinderte standen ebenfalls auf dem Vernichtungsprogramm. Gerade gegen die Tötung Behinderter, als Euthanasie (schöner Tod) verschleiert, predigte der münstersche Bischof Graf Galen.

Es gab auch Widerstand. Die versuchte Tötung Hitlers am 20. 7. 1944 war nicht das einzige Attentat auf ihn. Der Widerstand erbrachte jedoch außer weiterem Terror des NS-Staates nichts. Er blieb unkoordiniert. Die Alliierten versagten jede Unterstützung, obwohl Churchill dazu aufgerufen hatte, die Deutschen sollten sich selbst von der Diktatur befreien.

Hitlers Politik führte zielstrebig zum Zweiten Weltkrieg. In ihm geschah Deutschland das, was es anderen Ländern angetan hatte oder antun wollte. Es erfuhr Zerstörung. In Westdeutschland wurden ca. 80 % der Städte in Ruinen gelegt, der Osten kam nur etwas besser davon. Eine beleuchtbare Tafel in der Werkstatt demonstriert, wie viel von Sögel zerstört wurde. Bilder zeigen Mitleid erregende, zerlumpte und verstörte deutsche Soldaten bei der Gefangennahme zum Kriegsende. Aus der „Herrenrasse“ waren so etwas wie Troglodyten geworden, also armselige Höhlenbewohner, wie sie bereits die griechisch-römische Antike kannte. Sie hatten wenigstens überlebt, während der Krieg insgesamt etwa 50 Milionen Menschleben gefordet hatte.

Anmerkung: Im sechsten Raum der Werkstatt finden Sie, sehr geehrte Leser, so viele Darstellungen über das Dritte Reich, daß ihre Wiedergabe viele Seiten eines IfS-Hefts beansprucht hätte. Dies gilt auch für die anderen Räume. Die gesamte Artikelserie kann nur versuchen, in die Geschichtswerkstatt einzuführen und Lust auf einen oder mehrere Besuche zu wecken.

Text/Foto: UM

    

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