Gedenken an jüdische NS-Opfer
1. Juli 2014Sögel – Im Gedenken an die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Juden aus Sögel sind gestern acht Stolpersteine verlegt worden. Begleitet wurde das Projekt von Schülern des achten Jahrgangs der Schule am Schloss. Auch Sögels Bürgermeisterin Irmgard Welling nahm an der Verlegung der Gedenksteine teil.
Erste Station der Schüler war die Ulmenstraße, in der vier Steine für die Familie Jacobs gesetzt wurden. Der Marsch dorthin fand in völliger Stille statt. „So kann jeder mit seinen eigenen Gedanken zum Thema alleine sein“, sagte Welling. Vor Ort setzte ein Mitarbeiter der Gemeinde die Steine ein. Einige Schüler legten Blumen auf die Gedenktafel. Begleitet wurde die Gruppe von Nachfahren derjenigen jüdischen Familien aus Sögel, die der Verfolgung durch die Nazis hatten entkommen können. Schweigend ging es gemeinsam weiter zur Ludmillenstraße. Dort wurden Steine für die Familie Weinberg in den Bürgersteig eingelassen.
Die Schule am Schloss organisiert die Gedenkaktion im Wechsel mit dem Hümmling-Gymnasium. Das Konzept der Stolpersteine wurde von dem Künstler Gunter Demnig entwickelt, um an das Schicksal der Menschen zu erinnern, die im Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. Die Steine werden in Städten in ganz Europa verlegt.
Bevor sich die Gruppe auf den Weg gemacht hatte, hatten sich die Schüler, Bürgermeisterin Welling, Geschichtslehrer Jürgen Jansen und Annette Sievers von der Kunstschule Meppen im „Grünen Klassenzimmer“ der Schule getroffen, um das Projekt zu reflektieren und sich auszutauschen.
Welling hatte davon berichtet, wie sie selbst mit der Geschichte und dem Genozid der Juden umgeht. Sögel sei mit 70 jüdischen Todesopfern in Relation zur Population einer der am meisten von den Massenmorden betroffenen Orte, betonte sie. Diese Geschichte versuche die Gemeinde aufzuarbeiten: Etwa der Hälfte aller getöteten Juden aus Sögel werde bisher durch Stolpersteine gedacht. Die beteiligten Schüler sind Teilnehmer eines Wahlpflichtkurses und haben sich im vergangenen Schuljahr mit dem Thema Nationalsozialismus in der Region beschäftigt.
Sie verstehen die Stolpersteine als Denkanstoß, um sich über die deutsche Geschichte zu informieren. Die Schüler selbst haben sich in allerlei Form mit dem Thema beschäftigt. So haben sie vergangenes Jahr unter der Leitung von Jürgen Jansen ein Theaterstück über eine jüdische Klasse aufgeführt, die vom Schulleben ausgegrenzt wurde. „Die ortsbezogene Geschichte weckte bei den Schülern großes Interesse, und sie entwickelten viele eigene Ideen“, so Jansen.
Text: Ems-Zeitung / Foto: Samtgemeinde Sögel