„Naturstandpunkt Hümmling“ geht in die entscheidende Phase
2. Februar 2014Werlte.- Die Samtgemeinden Lathen, Nordhümmling, Sögel und Werlte wollen bis zum Jahr 2025 mindestens so viel erneuerbare Energie in Form von Strom und Wärme erzeugen, wie sie selbst verbrauchen und damit auf dem Gebiet der vier Kommunen eine echte CO-2-Neutralität erreichen. Das ist eines von vielen Ergebnissen des Klimaschutzkonzeptes, dass die vier Samtgemeinden nach dem Votum der Lenkungsgruppe nach mehr als anderthalbjähriger Vorarbeit umsetzen sollen.
Nach 16 verschiedenen öffentlichen Workshops unter Beteiligung interessierter Bürger, mehrerer Sitzungen der Lenkungsgruppe sowie der begleitenden Arbeit des Büro infas enermetric Consulting GmbH aus Greven und dem 3N Kompetenzzentrum mit Sitz in Werlte liegt das so genannte integrierte Klimaschutzkonzept nun vor. Darin werden sowohl sehr konkrete qualitative als auch quantitative Maßnahmen benannt, zu deren Umsetzung sich die Samtgemeinden verpflichten wollen. Zu den Maßnahmen zählen kleine, aber auch große Projekte: die Optimierung von Turnhallen- und Straßenbeleuchtung, die Analyse von Pumpwerken in Schmutzwasserleitungen, die Analyse des Energieverbrauchs in Schulen und Kindergärten bis hin zum Ausbau der Windenergie oder neuen Projekten zur Nutzung der Elektromobilität.
Über das Konzept müssen nun die Samtgemeinderäte befinden und auch die dafür erforderlichen Finanzmittel bereitstellen. Für eine eigens einzurichtende und hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle sind Personal- und Sachkosten von rund 160.000 Euro jährlich veranschlagt, nach Abzug von Fördermitteln bliebe pro Samtgemeinde voraussichtlich ein Eigenanteil von 15.000 Euro jährlich. Liegen die Beschlüsse vor, soll das Konzept im März im Rahmen einer zentralen Abschlussveranstaltung der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Wie ernst es die Mitglieder des Naturstandpunktes Hümmling als regionaler Klimaschutzverbund nehmen, wird auch daran deutlich, dass sich ein, möglicherweise sogar zwei Klimaschutzmanager hauptberuflich mit der Thematik auseinandersetzen sollen. Kindergärten, Schulen und andere öffentliche Gebäude sollen beim Thema Energieeinsparung professionell begleitet werden, ebenso wie Unternehmen und Privathaushalte ein umfassendes Beratungsangebot erhalten sollen. Hier will man verstärkt Maßnahmen zur Energieeffizienz erarbeiten, von deren Wirken sich die Kommunen viel versprechen.
Nach der Energie- und CO2-Bilanzierung haben die vier Samtgemeinden im für die Datenerhebung maßgeblichen Jahr 2011 knapp 1,9 MWh Endenergie (Strom, Brenn- und Treibstoffe) verbraucht. Hieraus resultieren 545.281 Tonnen CO2-Emissionen, die in Nordhümmling, Lathen, Sögel und Werlte ausgestoßen wurden. Dies entspricht 9,8 t pro Einwohner, was leicht unter dem deutschen Bundesdurchschnitt liegt. Der regenerativ erzeugte Strom habe verglichen mit dem Stromverbrauch im gesamten Projektgebiet im Jahr 2011 einen Anteil von 123 Prozent und sei zum Großteil auf die Nutzung von Windenergie zurückzuführen. Dieser Anteil liege weit über dem Durchschnitt in der Bundesrepublik. Der Anteil regenerativ erzeugter Wärme am Brennstoffverbrauch 2011 liege dagegen mit acht Prozent knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2012 hätten sich diese guten Werte infolge zahlreicher Maßnahmen nochmals verbessert. Mittlerweile werde bereits doppelt so viel Strom regenerativ erzeugt, wie die Kommunen, ihre Bürger und Unternehmen selbst verbrauchen.
Für die Umsetzung der im Energie- und Klimaschutzkonzept vorgeschlagen Maßnahmen sind zwei Personalstellen vorgesehen, deren Kosten zum Großteil vom Bundesumweltministerium gefördert werden. Die Kommunen hoffen auf eine dreijährige Förderung von Personal- und Sachkosten. Darüber hinaus denken die Samtgemeinden über vier konkrete Klimaschutzprojekte nach, für die in der Summe ebenfalls bis zu 250.000 Euro Fördergelder beantragt werden können. Koordiniert werden sollen die Projekte im 3N-Kompetenzzentrum in Werlte, von wo aus die Klimaschutzmanager arbeiten und ihre Geschäftsstelle einrichten sollen.
Mit dem ambitionierten, jedoch angesichts zahlreicher bereits in Planung befindlicher Projekte durchaus realistischen Ziel der „bilanziellen CO2-Neutralität bis 2025“ würde der Hümmling im bundesweiten Vergleich eine Spitzenposition einnehmen.
Ausführliche Informationen über den Naturstandpunkt Hümmling sind auch auf der frisch freigeschalteten Internetseiten (www.naturstandpunkt-huemmling.de) erhältlich.
Energie- und Klimaschutzkonzept „Naturstandpunkt Hümmling“
Quantitative Ziele
- Bilanzielle CO2-Neutralität bis 2025
- Steigerung der Stromgewinnung aus Erneuerbaren Energien auf 300 % des Stromverbrauchs
- Steigerung des Anteils der Erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung auf 30 %
- Emissionseinsparungen in Betrieben um 7,5 %
- Emissionseinsparungen in privaten Haushalten um 15 %
Qualitative Ziele
- Erhöhung der Angebote für Schulung und Qualifikation zu Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und Klimaschutz
- Schaffung von Angeboten zu Klimaschutzthematiken an Schulen
- Einführung eines Gebäude- und Energiemanagements in den vier Samtgemeinden
- Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit zu Themen des Klimaschutzes
Text/Foto: Ingrid Cloppenburg

v.l. Hermann Tebben (Samtgemeindebürgermeister –SGB- Nordhümmling), Günter Wigbers (SGB Sögel), Werner Gerdes (SGB Werlte), Daniela Köttker (SG Lathen), Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer (Klimacenter Werlte), Ludger Kewe (Erster SG-Rat Werlte) , Karl-Heinz Weber (SGB Lathen), Ralph Deitermann (Regionalmanager)