Mauergedichte bald auch in Sögel? Das Projekt „Mauergedichte“ wird von einer neu gebildeten Arbeitsgruppe betreut

2. Juli 2013

Sögel – Mit dem Projekt „Mauergedichte“ möchte ein Kreis Interessierter die Bürger und Gäste Sögels in besonderer Weise berühren und liefert dabei ganz nebenbei einen weiteren Baustein zu der besonderen Charakterisierung des Ortes. „Sögel ist als kulturelle Hochburg des Emslandes bekannt. Wir wollen mit unserer Idee einen Beitrag dazu leisten“, so die Initiatorin des Projektes Frau Christiane Bangert.

Wie es der Name schon sagt, beinhaltet die Idee das Anbringen von Gedichten an Mauern von Häusern in Sögel. Die Idee stammt von Christiane Bangert, die seit 2006 in Sögel wohnt. Die Familie Bangert/de Jong stammt aus den Niederlanden und hatte zuvor mehrere Jahre in Leiden/Holland gewohnt. Die Stadt Leiden hat sich mit ihren 101 Mauergedichten einen Namen gemacht hat, der europaweit bekannt ist. Es lag also nicht fern, dass Frau Bangert der Gedanke kam, den Giebel ihres eigenen Hauses mit einem Gedicht zu versehen. „Ich stelle mir vor, dass diejenigen die am Haus vorüber gehen – auch wenn sie gerade keine Poesie- bzw. Lyrikkenner sind – das Gedicht lesen und verinnerlichen, vielleicht sogar auswendig lernen, so wie wir als Kinder Gedichte auswendig lernten. Es wird dann ein Teil des Lesenden, des Vorübergehenden, und spricht dadurch auch andere Bewusstseinslagen an. So stelle ich mir – denkend an die vielen Nationalitäten und Hintergründe vieler in Sögel Arbeitenden und Wohnhaften – auch vor, dass zum Beispiel ein polnischer Arbeitnehmer, der jeden Tag ein Gedicht in polnischer Sprache sieht und liest, sich auf die Dauer damit verbunden fühlt und ein Stückchen Heimat in der Fremde wiederfindet. Das gilt auch für andersprachige Gedichte, vielleicht auch für ein Gedicht in chinesischen Schriftzeichen oder in arabischer Schrift, natürlich immer mit deutscher Übersetzung.“

Die Gemeinde Sögel unterstützt im Rahmen der Kulturförderung das Projekt „Mauergedichte“. Mittlerweile hat sich ein Arbeitskreis um Frau Bangert gebildet, der dieses Projekt gemeinsam  voranbringen möchte. Dazu gehören Irene Schmidt vom Literaturkreis Sögel, der stellvertretende Schulleiter des Hümmling-Gymnasiums Sögel Hans-Gerd Poelmann sowie sein Kollege Georg Jansen, weiterhin Pastor Matthias Voss und Ingrid Cloppenburg von der Gemeindeverwaltung Sögel. Ihr Anliegen liegt im Folgenden: „Die Veröffentlichung von Gedichten an Häuserfassaden stellt eine besondere Form der Auseinandersetzung mit Literatur dar. Indem Überlegungen angestellt werden, welches Gedicht für welche Fassade geeignet ist, soll eine vertiefte Beschäftigung mit Lyrik angeregt werden. Dabei geht es nicht um die Verbreitung von Sinnsprüchen oder von zusammenhanglosen Lebensweisheiten. Die veröffentlichten Gedichte sollen vielmehr Perspektiven ermöglichen, die für den Betrachter neu, überraschend oder bewusstseinsbereichernd sind oder ihn zum Widerspruch, zur Zustimmung, zum Kommentar auffordern. Das Spannungsfeld zwischen Hausbesitzern, Nachbarn, Passanten, Ort, Gemeinde und literarischem Text bietet zahlreiche Möglichkeiten, über Literatur ins Gespräch zu kommen.“

Die Gestaltung soll jeweils ganz individuell vorgenommen werden. Dieses gilt sowohl für die Farbgestaltung, die Schriftart und die Größe der Textauswahl bei der Anbringung der Gedichte an den verschiedenen Mauerwänden. Die Initiatoren wünschen sich, dass sich in Folge viele Sögeler Hauseigentümer  anbieten, ihre Wände für dieses Projekt zur Verfügung zu stellen, so dass überall im Ort Gedichte und Lyrik zum Denken auffordern.

Gemeindedirektor Günter Wigbers vermittelte den Kontakt zu den  Berufsbildenden Schulen Papenburgs, die dieses Projekt fachlich unterstützen. Die Klasse 11 der Fachoberschule Gestaltung war unter der Leitung der Fachlehrerin Claudia Schwarz eifrig dabei, Gestaltungsvorschläge für die ersten drei Gedichte zu entwerfen. In diesen Tagen wurden die Vorschläge der Schüler den jeweiligen Hauseigentümern präsentiert und anschließend an die Schulkollegen der Berufsschulklasse „Farbtechnik“ weitergeben, die die Gestaltung vor Ort umsetzen werden. „Die Schüler waren eifrig bei der Sache“, sagt Frau Schwarz im Rahmen der Preisverleihung. „Sie bekommen mit dieser Projektarbeit die Gelegenheit ihr visuelles Denken auszuweiten.“ Aber auch aus Sicht der Schülerinnen und Schüler fiel die Beurteilung des Projektes gut aus. „Mit den Gedichten an den Wänden werden die Menschen aufgefordert innezuhalten und sich über den Inhalt des Gedichtes Gedanken zu machen“, freute sich eine Schülerin. Ein weiterer Schüler fand die Idee gut, dass Gedichte in vielen Sprachen ausgesucht werden. „So finden auch andere Kulturen in Sögel ein kleines Zuhause.“ Schulleiter Heinz Vinke sieht diese Zusammenarbeit als Gewinn an: „Dieses Projekt ist in mancher Hinsicht nicht nur für die Gemeinde Sögel, sondern auch für die FOS-Schüler interessant. Die planerische Begleitung sowie deren Umsetzung ist eine Herausforderung für unsere Schüler.“ Inwieweit die Schule bei der Umsetzung weiterer Gedichte als Partner zur Verfügung steht, ist jedoch noch nicht endgültig geklärt. Der Arbeitskreis bleibt optimistisch. „Es sollten nicht mehr als 2 – 3 Gestaltungen pro Jahr verwirklicht werden, um die  Sache keiner Beliebigkeit auszusetzen. Wir freuen uns, dass die Berufsbildenden Schulen den Anfang mit uns wagen!“

Text: Ingrid Cloppenburg / Foto: Gemeinde Sögel

Bürgermeisterin Irmgard Welling (3.v.l.) aus Sögel lobte die Arbeiten der Schüler zum Projekt „Mauerwerke“. Detailliert ließ sie sich von den Schülerinnen die verschiedenen Projektskizzen erklären. Frau Welling hatte die Auswahl für die Gestaltung des Gedichtes an der Turnhalle am Waldbad zu treffen, Christiane Bangert (4.v.l.) und Annette Holtmann (9.v.l.) hatten die Wahl für ihre Hauswände zu treffen, Claudia Schwarz (7.v.l.) freute sich über die Kreativität ihrer Schüler.

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