15 weitere Stolpersteine in Sögel verlegt

2. Juni 2013

Sögel – „Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Ich finde es sehr gut, dass Ihr Euch diesen Termin ausgesucht habt, um die Stolpersteine zu verlegen. Als Gedenktag erinnert er jährlich an die tiefe Zäsur von 1945: den Neuanfang und die doppelte Befreiung von Krieg und Nationalsozialismus.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeisterin Irmgard Welling einen Geschichtskurs mit ihrem Fachlehrer Henning Strotbek vom Hümmling-Gymnasium Sögel.

Gedacht wurde der Verstorbenen der Familien Hochheimer (Sassenberg 3), Frank (Amtssstraße 8) und Weinberg (Wahner Straße 7).  Es wurden 15 Steine für die 15 ermordeten jüdischen Mitbürger Sögels verlegt. Während der Verlegung der Steine und auf dem Weg dazu wurde geschwiegen, lediglich die Namen der Verstorbenen wurden vorgetragen. Die Schülerinnen und Schüler legten Blumen zu den Steinen.  Erst nachdem der letzte Stein verlegt wurde, ergriff Welling das Wort. Sie bezog sich auf eine Aussage von  Bundespräsident a. D. Richard von Weizsäcker, der 1985 den 8. Mai  in den Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit rückte. „Seine Interpretation der Bedeutung des 8. Mai hatte wegweisenden Charakter: Nicht Kapitulation und Niederlage, sondern Befreiung von Krieg und NS-Diktatur ist nun Grundtenor.  Erstmalig wurde auch das lange gemiedene Thema Holocaust angesprochen: als einmalig und in der Erinnerung verbindlich, als grundlegend für das deutsche Selbstverständnis. Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.“  Als europäisches Datum kann der 8. Mai heute von vielen Europäern gefeiert und so Teil eines kollektiven europäischen Gedächtnisses werden, so Welling. Sie beendete ihre Ansprache mit einem Auszug aus der Erklärung von Prinzipien der Toleranz der 28. Generalkonferenz von Paris 1995, die von den Mitgliedstaaten der UNESCO unterzeichnet wurde: „Toleranz bedeutet Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt.“

Einen Dank der Verwandten der Familie Frank übermittelte Welling an die Schülerinnen und Schüler. Zwei Töchter von Willy Frank, der früher an der Amtsstraße 8 wohnte (wir berichteten), waren davon berührt, dass Stolpersteine für ihre ermordeten Verwandten in Sögel eingesetzt werden, um an deren Schicksal zu erinnern.

Die Schülerinnen und Schüler des Hümmling-Gymnasiums Sögel hatten sich im Vorfeld unter Federführung des Geschichtslehrers Henning Strotbek mit dem Thema „Nachbarn“ beschäftigt. Dabei befragten sie auch Sögeler Zeitzeugen sowie Michael Grünberg. „Die Erinnerungen von Zeitzeugen und direkt Betroffenen öffneten für die Schüler Türen zu einer vergangenen Welt“, so Strotbek.

Text/Foto: Ingrid Cloppenburg

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