„Knochensparender“ Hüftgelenkersatz im Hümmling Krankenhaus Sögel

1. Mai 2012

Therapieform insbesondere für junge und aktive Menschen geeignet

Dietmar Jansen, Chefarzt der Abteilung für Unfallchirurgie und Traumatologie des Hümmling Krankenhauses in Sögel erweitert das Klinikspektrum des Gelenkersatzes um „knochensparende“ Implantate für aktive und jung gebliebene Hüftarthrose-Patienten. Der Erhalt der Knochensubstanz ist bei jüngeren Menschen ein wichtiger Faktor für einen evtl. späteren Austausch des Kunstgelenks.

Volkskrankheit Arthrose

Bis zu 20 Prozent der 60- bis 69-Jährigen, so schätzt man, leiden unter Arthrose, dem krankhaften Verschleiß des Hüft- oder Kniegelenks.  Die Anzahl der Betroffenen wird mit Blick auf die demographische Entwicklung weiter steigen. Zugleich werden die Patienten immer jünger: „Galt früher der Leitspruch `kein künstliches Gelenk vor dem 60. Lebensjahr´, so sind heute immer weniger jüngere Arthrose-Patienten bereit, auf Kosten der Lebensqualität den OP-Termin hinauszuzögern“, stellt Dietmar Jansen fest.

„Nur ersetzen, was zerstört ist.“

Die medizinische Forschung hat diese Ansprüche aufgegriffen und so genannte „knochensparende“ Lösungen für aktive und jung gebliebene Patienten entwickelt: „Die Idee ist, nur die Gelenkanteile zu ersetzen, die wirklich zerstört sind. Das klingt selbstverständlich, erfordert aber den Einsatz von hoch entwickelten Materialien und Implantatdesigns“, erklärt der 47-jährige Chefarzt.

Im Hümmling Krankenhaus Sögel kam bereits vor vier Jahren eine spezielle Kurzschaftprothese, mit hervorragenden Ergebnissen, zum Einsatz. Jansen und sein OP-Team setzten sich in der Folge mit dem Verfahren weiter auseinander und konnten in den letzten Jahren einen wertvollen Erfahrungsschatz aufbauen. Wie die Bezeichnung „Kurzschaft“ vermuten lässt, hat der Schaft eine Länge von durchschnittlich nur 10 cm. Ein Standardimplantat ist stattdessen ca. 14-18 cm lang.

Das Kurzschaft-Implantat aus einer körperfreundlichen Titanlegierung hilft nicht nur Knochensubstanz zu sparen, sondern stellt auch die physiologische Gelenkgeometrie wieder her. Die Prothese kann überdies minimal-invasiv implantiert werden, d. h. bei der Operation wird mit kleinen Schnitten gearbeitet und das gelenkumgebende Gewebe wird geschont. Dieses schonende Vorgehen kann die Rehabilitation nach der Operation beschleunigen und sorgt für eine zügige Rückkehr in den Alltag.

Für jeden das richtige Implantat.

Mit einer Endoprothese werden die verschlissenen Teile des Hüftgelenks, der Oberschenkelkopf und die Hüftpfanne, ersetzt. In Form und Funktion ist sie dem natürlichen Gelenk nachempfunden. Der Hüftschaft wird im Oberschenkelknochen verankert. Auf dem Schaft sitzt ein Kugelkopf, der den Hüftkopf ersetzt. Der Kugelkopf gleitet in der künstlichen Hüftpfanne, die im Becken verankert wird.

Endoprothesen gibt es für die unterschiedlichsten Krankheitsbilder in verschiedenen Designs, Größen und Materialien. Jansen und sein Ärzteteam entscheiden je nach individueller Situation des Patienten, welches Implantatmodell zum Einsatz kommen kann. „Ziel ist dabei immer, so viel Knochensubstanz wie möglich zu erhalten“, betont Jansen.

Der Grund hierfür liegt in der Haltbarkeit von Endoprothesen: In der Regel halten sie ca. 12 – 15 Jahre, abhängig von vielen Faktoren wie Knochenqualität, Implantatqualität oder auch Gewicht und Aktivitätsgrad des Patienten. Der Erhalt der Knochensubstanz bietet deshalb wichtige Rückzugsmöglichkeiten, sollte die Endoprothese nach Jahren verschleißen und in einer so genannten Revisionsoperation ausgetauscht werden. Gerade für jüngere Patienten kann es daher wichtig sein, knochenerhaltende Verfahren zu prüfen.

Das Kurzschaft-Implantat (links) hilft Knochensubstanz zu sparen. Hier der Vergleich mit einem Standard Schaft (rechts). (Bild: © 2012 Smith & Nephew GmbH Marl)

 

So liegt die Schenkelhalsprothese im Hüftgelenk. (Bild: © 2012 Smith & Nephew GmbH Marl)

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