Niederländer zu Gast beim Volkstrauertag in Sögel
1. Dezember 2011Bürgermeisterin Irmgard Welling fand bewegende Worte während der Kranzniederlegung am Kriegerehrenmal auf dem Katholischen Friedhof in Sögel: „Am heutigen Volkstrauertag gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewalt, vor allem der Söhne hier aus Sögel, die – gerade im Zweiten Weltkrieg – verführt und
verleitet wurden von einem verbrecherischen Diktator. Ihr noch kaum gelebtes Leben mussten sie hergeben.“
Anhand eines persönlichen Beispiels – ihr Onkel starb als 16-jähriger Jugendlicher, als Kindersoldat, nach nur zweiwöchigem Einsatz an der Front in den letzten Kriegsmonaten in Kempen bei Breslau – machte sie auf die grausame Zeit aufmerksam. Welling verlas Zitate aus Briefen ihres Onkels, die den Zustand des Jungen offenbarten: „Sechs Wochen dem Teufel dienen, das schaffe ich“, so schrieb er an sein Elternhaus. Er hat es nicht geschafft.
Welling zog Parallelen zu der heutigen Zeit. Immer noch gäbe es auf der Welt Kriege. Allein in Afrika gäbe es über 120.000 Kindersoldaten. „Deshalb ist der Volkstrauertag auch 66 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges kein alter Ritus, sondern aktuell. Unser Gedenken an die Toten heute ist für uns deshalb auch Mahnung, aus der Vergangenheit Schlüsse zu ziehen und danach zu handeln“, appellierte Welling.
Besonders begrüßt wurde eine Delegation aus der niederländischen Partnergemeinde Nordenfeld (ehemals Norg). Dr. de Jong, dessen Vater im zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten erschossen wurde, bedankte sich für die Einladung zur Teilnahme am Volkstrauertag in Sögel. Ebenso würdigte er gemeinsam mit dem Bürgermeister der Gemeinde Nordenfeld Hans van der Laan die bereits mehrfache Teilnahme des ehemaligen Bürgermeisters Heiner Wellenbrock am Befreiungstag in Norg. „Wir dürfen nicht vergessen, wollen uns aber versöhnen, damit Frieden auch in den Gedanken der Menschen entstehen kann und erhalten bleibt.“
Der Männergesangverein Harmonie und die Kolpingkapelle Sögel gaben der Veranstaltung mit ihren musikalischen Darbietungen den passenden Rahmen. Im Anschluss an die Gedenkfeier besichtigten die niederländischen Gäste gemeinsam mit einer Delegation aus Sögel die Gedenkstätte in Esterwegen.
Text/Foto: IC