Meister der Beobachtung am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth
1. Oktober 2011Neue Ausstellung zeigt Malerei von Jutta Wessel und Keramik von Olaf Soy
Am Samstag, den 03.09. wurde die dritte Sonderausstellung zur zeitgenössischen Kunst in diesem Jahr am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth eröffnet. Unter dem Titel „Meister der Beobachtung“ werden großformatige Malereien von Jutta Wessel aus Hürth bei Köln, sowie fein gearbeitete Porzellanfiguren von Olaf Stoy aus Rabenau bei Dresden gezeigt. Die Ausstellung ist wahrscheinlich die ästhetischste, die in diesem Jahr im Rahmen von ForumFormClemenswerth in den barocken Ausstellungsräumen präsentiert wird. Schon der Titel der Ausstellung verrät, was Besucher erwartet: im Handwerk perfekt gearbeitete Werke, mit viel Augenmerk auf Details. Doch die Ambitionen beider Künstler gehen weit darüber hinaus, nur ein Abbild der Wirklichkeit darzustellen oder zu gestalten.
Jutta Wessels beispielsweise ist eine Künstlerin, die sich sehr intensiv mit einem Themenbereich beschäftigt. Dabei zeigt sie kurze Einblicke, aber nie Überblicke ihres Sujets. In der Ausstellung auf Schloss Clemenswerth können Besucher einen Blick auf ihren sogenannten Themenkatalog „Interieurs und Raum im Licht“ werfen. Von der Akademie stammend und den klassischen Kunstkanon kennend, lassen sich die Bilder von Wessel auf den ersten Blick schwer als zeitgenössische erkennen. Mit wenigen Mitteln, acht Farben kennt ihre Palette, und einer großen Sicherheit, u.a. einem schnellen und sicheren Pinselstrich, schafft sie es, dass die Farbkompositionen in ihren Bildern – wie sie selbst sagt – „Klang haben“. Für die Ausstellung in Sögel hat die Malerin eigens Bilder von Schloss Clemenswerth geschaffen. Es sind zumeist Details, die diese zeigen, wie beispielsweise der Blick ins Treppenhaus des Hauptschlosses. Sie erscheinen – so Oliver Fok in seiner Begrüßungsrede – zunächst wie ein Schnappschuss, sind aber bis ins Kleinste durchdacht: Vom Bildausschnitt, dem Lichteinfall, der Farbgebung bis hin zur Größe der Leinwand. Immer verweisen die Bilder auf Menschen, auch wenn sie selbst in den Motiven nicht dargestellt sind. – Jutta Wessel ist eine Meisterin, den Moment zu zeigen, in dem die Ruhe gerade eingekehrt ist beziehungsweise jenen, bevor sie zu Ende geht. Die Bilder geben Anstoß für Geschichten über Menschen, ohne dass sie der Menschen selber bedürfen.
Einen solchen Anstoß zum Weiterdenken geben auch die Porzellanplastiken von Olay Stoy. Er gehört zu jenen Künstlern, die ein universelles Talent besitzen, sich in verschiedenen Künsten zuhause zu fühlen und ungewöhnlich überzeugende Ergebnisse entstehen lassen. Aus dem Porzellanhandwerk kommend, hat er in Verbindung mit seinem Kunststudium eine solide Basis für sein künstlerisches Arbeiten geschaffen. Olaf Stoy ist ein „Meiser der Beobachtung“, der Gesehenes, aber auch Gelesenes in seine Kunst einbringt, aber nie als reine naturalistische Wiedergabe, sondern als Persiflage, Unheimliches, Melancholisches oder in den Proportionen überdehnt. Häufig zeigen die Arbeiten von Stoy das Groteske im Menschen. Ihn interessiert das Komische ebenso wie das Melancholisch-Hintergründige. Die Porzellanfigur „Herr Käfer wartet auf bessere Zeiten“ zeigt diesen Moment auf besondere Weise. Zudem sind Olay Stoys Werke immer auch ein Andenken an große Meister der Kunstgeschichte. „Die Dame mit dem Goldhelm“ beispielsweise verarbeitet Momente des bekannten Gemäldes „Der Mann mit dem Goldhelm“. Eine besondere Spannung erleben seine Werke zudem durch die Kombination verschiedener Materialien. Bei der Figur des „Märtyrer“ verwendet Olaf Stoy braune und unglasierte Keramik neben dem weißen und glasierten Porzellan.
Die Ausstellung „Meister der Beobachtung“ ist bis einschließlich Sonntag, den 30. Oktober zu den Museumsöffnungszeiten von 10 bis 18 Uhr (montags geschlossen, außer am Tag der Deutschen Einheit) zu sehen. Es ist der reguläre Museumseintritt zu entrichten, Besitzer der Saisonkarte haben kostenlosen Zutritt.
Zur Ausstellung finden zwei begleitende Veranstaltungen statt: Am kommenden Mittwoch (14.09., 15 h) lädt Museumsdirektor Oliver Fok zum Kunstgespräch „Kunst & Kaffee 30 & 30 Min.“ ein. In gemütlicher und ungezwungener Atmosphäre wird 30 Minuten über ausgewählte Arbeiten der Ausstellung gesprochen, anschließend wird das Gespräch weitere 30 Minuten bei Kaffee und Kuchen fortgesetzt. Der Eintritt kostet 8 € inkl. Kaffee und ein Stück Kuchen. Malend, zeichnend und plastisch gestaltend können sich Jugendliche und junge Erwachsene mit Museumspädagogin Heike Kramer zum Ende der Ausstellung (Dienstag, 4.10., 16.30 h) den ausgestellten Werken nähern. Die Kursgebühr beträgt 8 € inkl. Material. Anmeldungen zu beiden Veranstaltungen erbeten unter Tel. 05952 / 93 23 25.
Text/Foto: Ramona Krohns