Schwerkranke und Sterbende zuhause begleiten

1. Mai 2011

Zuhause sterben, keine Schmerzen haben und selbstbestimmt bis zuletzt leben können – das ist der Wunsch der meisten Menschen, der nun auch im mittleren und nördlichen Emsland Wirklichkeit werden kann.

Der Palliativstützpunkt am Hümmling Krankenhaus Sögel hat den Ambulanten Palliativdienst Nördliches Emsland gegründet, in dem Palliativmediziner und Pflegefachkräfte mit palliativer Zusatzausbildung unheilbar Schwerstkranke zuhause besuchen und begleiten. Ziel der neuen Dienstleistung ist es, sowohl belastende Symptome wie Schmerzen, Übelkeit, Luftnot, Angst und Unruhe zu lindern als auch das Sterben in der häuslichen oder vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Durch einen Rufdienst (24-Stunden-Bereitschaft) können Hilfe oder erforderliche Hausbesuche angefordert werden. Hierzu stehen qualifizierte Palliativmediziner und Palliativpflegekräfte jederzeit zur Verfügung.

Frau Meese (geänderter Name) hat für ihren schwerkranken Mann diese Unterstützung über viele Monate in Anspruch genommen: „Es sind Menschen, die noch Zeit haben, sich wirklich um Schwerstkranke zu kümmern. Ich wurde ruhiger, ich konnte endlich mal wieder durchatmen, ich konnte alles erzählen. Das Gefühl, dass ich immer anrufen konnte, ließ mich nachts wieder schlafen und nahm mir das Gefühl der Hilflosigkeit. Ich wusste ja, wenn was ist, die kommen und helfen uns.“ Die Unterstützung und Begleitung der Angehörigen bei ihrer schweren Aufgabe und die Vermeidung stationärer Krankenhauseinweisungen sind weitere Ziele der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung.

Die bestehenden Versorgungsstrukturen z.B. durch Hausarzt und Pflegedienst bleiben unverändert bestehen. Palliativmediziner und Palliativpflegefachkräfte ergänzen und verdichten dieses Angebot durch regelmäßige Hausbesuche und achten auf die Anpassung der symptomlindernden Medikamente und Pflegemaßnahmen, leiten Angehörige in der Pflege an und beraten zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten, z.B. durch ehrenamtliche Hospiz Helferinnen und die Verordnung von Hilfsmitteln. Das Zuhören und Eingehen auf seelische Sorgen und Nöte ist fester Bestandteil der Hausbesuche, um die Krankheitsbewältigung zu unterstützen. Alle Beteiligten sind in engem Austausch, die Versorgung wird durch eine Koordinatorin organisiert.

Die Wünsche und der Wille des Patienten werden besprochen und stehen bei anstehenden Entscheidungen an vorderster Stelle. So können z.B. nicht gewünschte Krankenhauseinweisungen vermieden werden. Frau Meese: „So waren wir uns sicher, dass der Wunsch meines Mannes in Erfüllung geht, dass er nicht wieder ins Krankenhaus muss, wenn eine Komplikation kommen sollte. Die kommen, egal welcher Tag, egal welche Zeit. Ich hätte den Notarzt anrufen müssen, aber ins Krankenhaus wollte mein Mann ja nicht. Ich war dadurch so beruhigt, dass ich zu jeder Zeit Hilfe bekommen konnte.“

Herr Meese war sehr froh, diese Unterstützung zu erhalten: „Mein Mann hat sich zu jeder Zeit ernst genommen gefühlt, jegliche Entscheidung wurde respektiert und sein Wille wurde akzeptiert und umgesetzt. Er fühlte sich immer aufgehoben und umsorgt. Die Besuche und Gespräche taten ihm so gut. Er konnte nach langer Zeit auch mal wieder lachen und sich freuen“, berichtet Frau Meese von den Erfahrungen ihres Mannes. Herr Meese starb schließlich zuhause, friedlich im Schlaf.

Info:

Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), so die Bezeichnung der neuen Leistung der gesetzlichen Krankenkassen, wird vom Hausarzt oder Krankenhausarzt verordnet und von den Krankenkassen finanziert. Voraussetzungen sind das Vorliegen einer unheilbaren und weit fortgeschrittenen Erkrankung, das Vorliegen belastender Symptome und der Bedarf einer aufwändigen Versorgung. SAPV kann auch im Pflegeheim oder in Einrichtungen der Behindertenhilfe erbracht werden.

Kontakt: Ambulanter Palliativdienst Nördliches Emsland, Palliativstützpunkt Hümmling Krankenhaus Sögel, 24-Stunden-Rufnummer: 05952 / 209 – 580

www.krankenhaussoegel.de

Palliativmediziner und Palliativ-Pflegefachkräfte des Ambulanten Palliativdienstes Nördliches Emsland.

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