Forum Sögel auf „Klassenfahrt“

1. November 2010

Am Sonntag, den 10.10.10, nicht um 10.10 Uhr, aber immerhin um halb zehn begaben sich 44 Mitglieder des Forums Sögel e.V. und deren Gäste auf eine Bustour nach Bremerhaven. Azurblauem Himmel und strahlendem Sonnenschein wurde nur Hebbels „Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!“ gerecht. Der Bus durchquerte eine im Wortsinn beschauliche Landschaft. So erreichte die Gruppe gut gelaunt und voller Erwartungen das Ziel: die Havenwelten, eine Mischung aus Wirtschafts- und Yachthafen sowie Museen.

Die Zeit reichte für zwei der Museen oder ein Museum und eine Hafenrundfahrt. Die Mehrzahl entschied sich für das Klimahaus sowie das Deutsche Auswandererhaus. Das futuristische Gebäude des Klimahauses liegt exakt auf dem 8. Grad östlicher Länge. Dieser Längengrad dient im Museum auch als Leitlinie für die Besucher. Natürlich ließen es sich Mitglieder der Gruppe nicht nehmen, rechts und links vom Längengrad Position zu beziehen. Er fungiert jedoch hauptsächlich als Wegweiser durch Länder und Klimazonen. Bis zur Antarktis kann man alle Regionen besuchen, die der 8. Längengrad durchläuft. Diese Welt- und Klimaerfahrung beginnt an der Nordsee, führt über die Schweiz mit Jodeln, Kühen, Almen und Alpen, durch die raue Welt Sardiniens und seiner Nuragen, durch die Sahara und den Staat Niger, durch tropischen Regenwald bis zum Südpol. Auf der anderen Seite der Erde geht’s wieder hinauf. So kommt man ebenso nach Samoa wie nach Alaska, ehe man über die Arktis die deutsche Nordseeküste erreicht. Nach Wüstenhitze, Schwitzen im dunklen Regenwald und Bibbern in den Polgebieten fühlt jeder sich an der sturmumtosten Nordsee richtig heimisch. Man hat eine lehrreiche Abenteuerreise in wenigen Stunden hinter sich gebracht und dabei viel über Länder, Landschaften, Kulturen, Klima und die Zusammenhänge zwischen Mensch, Klimaveränderungen und deren Einflüsse auf die Erde gelernt. – Nach dieser Fahrt um die Erde sind alle erfahrener.

Das nächste Wissen vermittelt das Auswandererhaus. Hier reist man nicht um die ganze Erde und nach Hause zurück, sondern begibt sich auf eine ungewisse Tour, die für die meisten ohne Wiederkehr endete. Lange galt Goethes Meinung: “Amerika, du hast es besser.“ Hunderttausende Deutscher wollten es in jedem Jahrzehnt des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besser haben. Für viele startete die Auswanderung in Bremerhaven. Das Auswandererhaus beginnt mit einem Warteraum des 19. Jahrhunderts, zeigt Auswanderer am Kai und gibt deren Gedanken wider, die Originalbriefen entnommen wurden. Man ringt nach Luft in der bedrückenden Enge unter dem Deck eines Segelschiffs. Sie kontrastiert mit dem Luxus der ersten Klasse auf einem Dampfschiff. Am Ende der Reise passiert man die amerikanischen Einwanderungsbehörden. Deren Räumlichkeiten erstrahlen im Charme einer drittklassigen Bahnhofstoilette. Wer will, kann nach seinen ausgewanderten Vorfahren suchen. Eine Computerdatei speichert alle in Bremerhaven erfassten Auswanderer.

Die Mitglieder der Gruppe hatten noch genügend Zeit, um den Besuch der Havenwelten in Muße bei einer Tasse Kaffee, bei einem Spaziergang am Hafen oder beim entspannten Sitzen in der Sonne ausklingen zu lassen. Die Rückfahrt verlief mit angeregten Gesprächen fast so zügig, wie die Erdumrundung im Klimahaus. Alle einigte der Wunsch auf weitere solche Bildungsreisen. Die einhellige Meinung drückte sich aus: „Das war nicht nur eine „Klassenfahrt“, sondern eine klasse Fahrt.“

Text/Foto: Uwe Müller

   

   

   

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