Von Ugarit nach Sögel
1. Juni 2010In Ugarit im heutigen Syrien wurde das erste Alphabet der Menschheit gefunden (knapp 3500 Jahre alt). Die Abbildung der Sprache in Buchstaben statt in Silben oder Bildern stellte einen unglaublichen zivilisatorischen Fortschritt dar. Nun konnten die vielfältigen gesprochenen Laute wesentlich flexibler, plastischer und wirklichkeitsgetreuer schriftlich dargestellt werden. Das geschriebene Wort näherte sich der Farbigkeit des gesprochenen an. Die Schriftsprache wurde geschmeidiger.
Einen fernen Widerhall des Fundes in Ugarit können Sie in Sögel entdecken. Wo? In der Geschichts- und Zukunftswerkstatt! Dort birgt der fünfte Raum eine Wand, an der Sie einzelne Holzlettern zusammensetzen können. Erproben Sie, wie viele deutsche Wörter sich selbst mit einer eingeschränkten Buchstabenzahl bilden lassen. Mit etwas Übung kommen Sie auf mehr als 40. – Ein Hoch auf unseren unbekannten literarischen Vorfahren in Ugarit. Er hätte mit seinem Keilschriftalphabet auch schon Sögel zu schreiben vermocht.
Der Raum 5 bietet noch mehr. Als Teil fürs Ganze der Sögeler Handwerkerschaft des 19. Jahrhunderts wird die Geschichte eines Druckereibetriebs, dessen Name heute noch eine Rolle in der hiesigen Geschäftswelt spielt, abgebildet.
Ein Handsatzkasten fehlt nicht. Zum Mitmachen, Begreifen und Spaßhaben lädt eine kleine Druckerei ein, in der Sie allerlei nach eigenen Wünschen gestalten dürfen. Z. Zt. ist neben dem Hochdruck- das Tiefdruckverfahren möglich. Es ist jedoch recht langwierig. Da geht’s mit Holz- und Linolschnitten schneller. (Weitere Techniken sind geplant.) – Aber Vorsicht! Für den ungeübten Laien liegt oft die größte Herausforderung darin, mehr Farbe auf den Druckvorlagen unterzubringen als auf der eigenen Kleidung. – Kommen Sie in die Werkstatt, die hier ihrer Benennung alle Ehre bereitet, und erproben Sie Ihr handwerkliches Geschick. (Eine große Schürze im Gepäck kann nichts schaden.)
Text/Foto: Uwe Müller Forum Sögel Geschichtswerkstatt