Ignorieren Sie keine verbrannten Hände!
1. Mai 2010Was sich anhört, wie die Warnung eines Hautarztes, macht im Raum 4 der Geschichts- und Zukunftswerkstatt einen ganz anderen Sinn.
Der Blick fällt in diesem Raum zunächst auf eine Leuchttafel, an der man die Besiedlung Sögels Stück für Stück, besser Lämpchen für Lämpchen von 1530 bis 1770 nachvollziehen kann. Dann folgen einige der Katastrophen, die über Sögel hereinbrachen. Die große Feuersbrunst vom 18.4.1840 wird an einer Leuchttafel dargestellt. Man erschreckt sich angesichts der verkohlten Balken rechts daneben, hört es beinahe knistern und hat fast Brandgeruch in der Nase. Wenn Sie wissen wollen, ob Ihr Haus sozusagen auf verbrannter Erde steht, also welches Haus dort seinerzeit von der Feuersbrunst getilgt wurde, die Geschichtswerkstatt zeigt es Ihnen.
Aber keine Bange, liebe Werkstattbesucher! Nicht die schwarzen Zeiten Sögels stehen im Vordergrund, sondern das Aufwärtsstreben und der Fortschritt. Nach dem Brand müssen die Häuser sicherer errichtet werden. Neue Feuerspritzen lassen nicht auf sich warten. Es entsteht eine organisierte „manpower“, wie man heute sagen würde, zum Schutz Sögels. Was mit dieser „denglischen“ Ausdrucksweise gemeint ist, enträtselt sich in der Geschichtswerkstatt!
Nicht nur die Schwaben sind Häuslebauer. Den Emsländern steckt das ebenso im Blut.
Der Wiederaufbau des Ortes begann 1840 alsbald. In der Geschichtswerkstatt kann man die komplexen Gerüste eines Hümmlinger Bauernhauses bewundern und sogar nachbauen. Ein Schwab‘ würde vor heller Begeisterung in die Hände klatschen und „Hajo“ ausrufen. Ein Emsländer nickt anerkennend.
Die Füllung zwischen den einzelnen Gerüstteilen, das Fachwerk, wird nachgestellt. Es hat zwar einige Vorteile. Zu ihnen zählt jedoch nicht unbedingt die Brandverhütung. Hierzu existieren alle möglichen Dämmstoffe. Deren Wärmeleitfähigkeit läßt sich in der Werkstatt mit einer kleinen künstlichen Sonne testen und tasten. Bilden sich Brandblasen auf der Hand, sollte man fürs Bauen die Finger von diesem Material lassen. Sonst steht man eines unschönen Tages vor den rauchenden Trümmern seines Hauses, was selbst den norddeutsch gelassenen Emsländer ein wenig beunruhigte.
Text/Foto: Uwe Müller